Grenz Erweiterungs Erfahrung Sozialpraktikum

„Anfangs dachte ich einfach nur: ‚Cool, eine Woche keine Schule, wird schon nicht so schwer sein und so viel Arbeit werden alte Menschen ja nicht machen‘“, so die ersten Sätze eines Schülers, der sein Sozialpraktikum reflektiert. Was dann folgt, ist oft eine sehr differenzierte Auseinandersetzung mit Horizont erweiternden Erfahrungen, die die Einzelnen gemacht haben. Doch der Reihe nach:

Alle Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 9 erleben im Frühjahr eines jeden Schuljahres eine besondere Woche: das Sozialpraktikum. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler in Kontakt mit einem sozialen Beruf ihrer Wahl zu bringen. Die Bandbreite der erkundeten Berufe ist dabei vielfältig: von der Altenpflege, über die Flüchtlingshilfe und Flughafenseelsorge, Kindergärten und Krankenhäuser bis zu Institutionen für Menschen mit Handicap.

Die Fachkollegen aus Ethik/Religion bereiten das Sozialpraktikum mit den Schülerinnen und Schülern vor- und nach. In einem mehrseitigen Bericht werden dann die eigenen Erfahrungen reflektiert. Nicht selten sind Äußerungen wie: „Mir hat das Sozialpraktikum gezeigt, dass ich viel dankbarer für mein Leben sein sollte. Dass meine Probleme "Was ziehe ich heute in der Schule an?" keine Probleme sind." Ihre Einschätzung, eine lockere Woche außerhalb der Schule zu erleben, revidieren einige: Ich habe „gelernt, dass die Arbeit der Altenpfleger nicht einfach ist. Umso mehr gibt es mir zu denken, dass in diesem Beruf nur geringe Gehälter bezahlt werden.“ Als begleitende Lehrkraft stimmt mich wiederum nachdenklich, dass Schülerinnen und Schüler immer wieder folgendes Fazit ziehen: „Ich kann mir nicht vorstellen, in diesem Tätigkeitsfeld später einmal zu arbeiten, nicht nur wegen der schlechten Bezahlung, sondern auch, weil es auf Dauer sicherlich körperlich und seelisch belastender ist, als man sich vorstellen kann.“

Unter der Prämisse, dass auch schwierige Situationen zu positiven Erfahrungen werden können und dass es auch ein Entwicklungsschritt ist, festzustellen, was man (noch) nicht kann und möchte, führen wir das Sozialpraktikum am PMHG weiterhin durch. Und manchmal tragen jene Erfahrungen ganz unerwartete Früchte: „Die Woche war sehr eindrucksvoll und auch manchmal anstrengend für mich. […] Nach dieser Woche freute ich mich zum ersten Mal wirklich, wieder zur Schule gehen zu können.“ (Katharina Schäfer, Ev. Religion)