Was macht eigentlich die Kultur-AG

Wir sitzen meist noch lange beisammen, nachdem wir Kultur erleben. Zunächst still. Noch immer gefangen im angesehenen Film oder Theaterstück, im vorgetragenen Gedicht, ehe sich ein Erster aus dieser Trance befreit und seine Eindrücke versucht, in Worte zu fassen. Ein herausgegriffener Fetzen des Erlebten aus dem Mund eines anderen.

Man selbst fühlt sich zurückversetzt in den wieder hervorgezogenen Moment und wägt Eigen- und Fremdempfindung desselben ab, ist fasziniert von der präzisen Beobachtung eines anderen oder aber irritiert von einem Gedanken, der einem selbst ganz fremd, vielleicht kaum passend scheint. So melden sich immer mehr zu Wort. Es wird kommentiert, hinterfragt, Eigenes geteilt. Langsam entfaltet sich eine Diskussion, die immer kritischer wird, immer weitere Bahnen schlägt, irgendwann vom konkreten Subjekt abkehrt und sich letztlich im ganz Allgemeinen verliert, ohne je abzureißen.

Freies Assoziieren, kritisches Kontern und interessiertes Zuhören reihen sich gleichermaßen in einen losen Abend gemeinsamer Zeit. Ein solcher Austausch verbindet und schafft einen Raum, der so in der Schule selten gegeben ist. Befreit von Pflicht und Anspruch ist es einem möglich, sich auf Neues einzulassen. Blickt man sich um während einer solchen Debatte, sieht man manche grübeln, in sich gekehrt, ganz bei den eigenen Gedanken – andere holen tief Luft, um etwas zu erwidern, eine Schilderung zu ergänzen oder aber zu widersprechen. Beides, wie auch alles dazwischen, kann gleichzeitig geschehen und hat jeweils seinen Platz.

Unsere bisherigen Unternehmungen strecken sich über ein weites Feld verschiedenster kultureller Bereiche. Im Winter, unter unseren Masken verborgen, saßen wir einige Male noch bis spät abends in der Schule und schauten einen Film, debattierten danach umso länger. Im Sommer waren wir im Theater, saßen im Anschluss lange unter freiem Himmel, um das Gesehene Revue passieren zu lassen, so auch nach dem Besuch eines Poetry-Slams zum Ende des letzten Schuljahres. Gleich zu Beginn dieses Schuljahres, besuchten wir eine lokale Ausstellung und schauten anschließend einen thematisch passenden Film und erst kürzlich veranstalteten wir einen gemeinschaftlichen Kochabend in unserer Mensa, bei der wir nicht nur in den Genuss köstlichen Essens, sondern auch in den der Benutzung uns bis dato fremder Küchengerätschaften kamen.

Wir haben so eine große Vielfalt an Kultur und dem Erleben dieser kennengelernt, sind nicht zuletzt offener geworden für die große Diversität künstlerischen Ausdrucks. Sitzen wir so beisammen und tauschen uns aus über individuelle Eindrücke und Empfindung, erzählt immer wieder jemand von seinem ganz persönlichen Zugang zu einer bestimmten Thematik, berichtet von eigenen Erfahrungen. Dadurch werden andere Perspektiven greifbarer, gewinnen an Kontur. Tief in Theorie verstrickt, lösen wir uns schließlich auf. Strömen nach Hause, um dort noch einige Zeit, fremden Gedanken nachzuhängen, den nächsten Termin bereits freudig erwartend. (Ella Edelmann, JS2)