Sozialpraktikum am PMHG

Viele Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen beim Sozialpraktikum konnten die Schülerinnen und Schüler beim Sozialpraktikum sammeln. Hier ein paar Stimmen:

Es war einmal vor kurzer, kurzer Zeit, als wir dachten, der Physikunterricht sei das Anstrengendste in unserem Alltag.

Lara: Naja, Physik finde ich eigentlich gar nicht so schlimm, aber es ist trotzdem nicht vergleichbar mit dem Muskelkater vom stundenlangen Stehen während des Sozialpraktikums.

Mina: Dazu sollte man vielleicht wissen, dass Lara in einem Tafelladen gearbeitet hat, und ich im Grunde den ganzen Tag in der Betty-Hirsch-Schule nur gesessen bin, aber allein die unendlich vielen Eindrücke haben irgendwie dafür gesorgt, dass man dann ziemlich platt zu Hause ankam. Man kann ja als Praktikant die Aufgaben von richtigen Mitarbeitern nicht unbedingt übernehmen, und in meinem Fall hat das bedeutet, dass ich quasi einem Schüler zugeteilt wurde, der "einfach" war. Der Tag bestand also viel aus Beobachten und Zuhören. Ich fand es tatsächlich sehr interessant und obwohl ich am Montag noch mehr im Weg herumstand, hatte ich ein paar der Routinen am Freitag schon gut verinnerlicht. Ich glaube, hätten wir noch eine zweite Woche arbeiten dürfen, hätte diese mir auf jeden Fall mehr Spaß gemacht als die erste, da man dann einfach überall schon ein bisschen mehr dazu gehört hätte.

Lara: Mir ging es auch so, dass ich relativ viel herumstand, aber das war auch bei den anderen Mitarbeitern der Fall, was daran liegt, dass es bei der Tafel vergleichsweise viele Angestellte für wenig Arbeit gibt. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass die meisten Mitarbeiter selbst in der Situation sind, im Tafelladen einzukaufen. Sie werden vom Jobcenter bezahlt und bekommen von der Tafel für ihre Arbeit quasi nur ein Taschengeld. Dieses System wird hauptsächlich genutzt, um Menschen, die sehr lange arbeitslos waren, wieder an einen Arbeitsalltag zu gewöhnen. Dementsprechend gab es auch viele Menschen mit Migrationshintergrund, da es ihnen aufgrund der Sprachbarriere nun mal schwerer fällt, hier eine Arbeit zu finden. Um diese Barrieren zu überwinden, wurde in der Tafel auch nur Deutsch gesprochen. Ich finde es gut, dass dort so vielen Menschen wie möglich eine Chance geboten wird, aus ihrer Situation herauszukommen.

Mina: Mir ist auch aufgefallen, dass einige der Mitarbeiter in der Schule nur grobe Deutschkenntnisse haben. Ich selber habe manche Lehrer kaum verstanden, aber erstaunlicherweise hatten die Schüler damit überhaupt kein Problem. Außerdem hat mich überrascht, wie sehr sich die Schule möglichst individuell an die Kinder anpasst. Für mich wirkte der Unterricht eher wie eine Art Betreuung. Dabei werden jedoch in angepasstem Tempo wichtige Fähigkeiten für den Alltag vermittelt. Damit ein Schüler zum Beispiel alleine essen kann, arbeiten die Lehrer mit ihm lange an Koordination und Konzentration. So werden schon mit kleinen Schritten große Erfolge erzielt.

Uns beiden ist aufgefallen, dass wir mit unserem gewohnten Umfeld in einer Art Blase leben, in der man von behinderten oder sozial schwachen Menschen im Alltag kaum etwas mitbekommt. Schon nach dieser kurzen Zeit, die wir sozusagen außerhalb der Blase verbracht haben, wird einem plötzlich in vielen Alltagssituationen wie Einkaufen oder zur Schule gehen bewusst, wie privilegiert man eigentlich mit einem funktionsfähigen Körper und einem sicheren Einkommen in der Familie ist. (Mina Fehrle,9b und Lara Fuchs, 9c)